- Czech Open, Pardubice, Tschechische Republik 2013 -
19.07. - 27.07.
 

Positionsnachlese - 10 Diagramme aus Tschechien
 
Nachbetrachtung im Diagrammstil

Sebastian Müer und ich spielten zum vierten Mal das große Sommerturnier im tschechischen Pardubice. Möglicherweise ist dies das größte Open der Welt, auf jedenfall aber ein einzigartiges Turnier. Ich denke, einmal im Leben sollte man es gespielt haben. Berichte finden sich hier aus 2008 und 2009.

Sebastian spielte im starken A-Turnier, hier ist er mit seinen 2200 schon tief in der unteren Hälfte. Im B-Turnier spielte ich, hier geht es auch erst ab 1800 so richtig los. Auch das C-Turnier ist noch sehr stark besetzt. Wir erzielten in dem Turnier beide sehr gute Leistungen, Sebastian erreichte sogar mit 2367 eine seiner besten Turnierperformances überhaupt. Mit meiner 1900er-Leistung konnte ich auch leben.

Hier nun die Nachbetrachtung des Turniers mal an Hand einiger Partien. Ich habe jedes Diagramm jeweils als Frage formuliert, man kann also ein paar Aufgaben knacken. Schwierigkeitsgrad ist mit angegebn, aber in den meisten Fällen nicht allzu hoch. Die Lösungen findet man am Ende der Seite.

A) Aus Sebastians Partien
 

Nr. 1
 
Anklicken der Diagramme zur Vergrößerung
 

Pardubice, 1. Runde
Müer (2202) - FM Zwardon (2391)
Weiß am Zug

1) Sebastians Gegner hatte bereits alle IM-Voraussetzungen erfüllt, den Titel aber noch nicht offiziell verliehen bekommen. Schwarz hatte aggressiv gespielt und eine Figur für zwei Bauern geopfert. Hier hatte Schwarz soeben 19. ... e6 gespielt. Nunmehr hängt der Sd5 und mit ihm der Lf4. Frage: Wie konnte Weiß sich hier nicht nur retten, sondern Vorteil behalten? Höchstens mittlere Schwierigkeit.

Nr. 2

 
Pardubice, 1. Runde
Müer (2202) - FM Zwardon (2391)
Weiß am Zug

2) Dieselbe Partie kurz darauf. Schwarz hatte 20. ... f5? gespielt. Wie wickelte Weiß jetzt in eine gewonnene Stellung ab? Es werden die nächsten drei Züge von Weiß benötigt. Mittlere Schwierigkeit.

Nr. 3

 
Pardubice, 4. Runde
IM Kanovsky (2389) - Müer (2202)
Schwarz am Zug

3) Weiss hat zwei Mehrbauern, steht aber seit ein paar Zügen schlechter bzw. mittlerweile auf Verlust. Wie hätte Sebastian hier den ganzen Punkt gegen den Internationalen Meister buchen können? Es werden die nächsten drei schwarzen Züge benötigt. Sollte nicht zu schwer sein.

Nr. 4

 
Pardubice, 5. Runde
Müer (2202) - FM Sergeyev (2368)
Weiß am Zug

4) Eine bittere Partie für Sebastian. Er stand bereits besser, als der Gegner b7-b5? spielte und die Diagrammstellung entstand. Sebastian sah hier wohl den gewinnbringenden Plan, aber wollte auf andere Art den Punkt holen. Wie hätte Weiß hier spielen sollen? Doch recht schwierig. Aber Sebastian hatte es eigentlich auch korrekt gesehen.

Nr. 5

 
Pardubice, 7. Runde
Müer (2202) - Krensing (2325)
Schwarz am Zug

5) Sebastian hatte soeben mit Dd1-g4 die Qualität geopfert. Nach Annahme des Opfers konnte Sebastian wie eine Gewinnstellung erreichen? Relative Schwierigkeit, da vieles forciert ist.

Nr. 6

 
Pardubice, 9. Runde
Müer (2202) - Zubritskiy (2320)
Weiß am Zug

6) Aus dieser Stellung kann Weiß nur ein Remis herausholen. Es hängt a3 und auch b6 ist wackelig. Mit welchem Zug war das Remis am einfachsten zu erreichen? Nicht so schwierig.

B) Aus Franks Partien

 

Nr. 7

 
Pardubice, 3. Runde
Modder (1874) - Paldus (2004)
Weiß am Zug

7) Wie kann Weiß hier seinen Gegner in das Reich der Träume befördern?

Nr. 8

 
Pardubice, 4. Runde
Marsalek (2046) - Modder (1874)
Schwarz am Zug

8) Nach einer guten Stellung ließ ich mich in ein schlechteres Endspiel manövrieren. In der Diagrammstellung konnte ich mit welchem einfachen Manöver Ausgleich und Remis sichern?

Nr. 9

 
Pardubice, 5. Runde
Modder (1874) - WFM Sirova (1986)
Weiß am Zug

9) Eine eigentlich sehr einfache Aufgabe: Was ist hier die beste Option für Weiß?

Nr. 10

 
Pardubice, 8. Runde
Krumova (2015) - Modder (1874)
Schwarz am Zug

10) Ich hatte mir eine sehr gute Stellung mit einem Mehrbauern herausgespielt. Was ist hier nun von meinem gespielten Zug 24. ... Sf4:+ zu halten? War das eine ratsame Abwicklung? Mittlerer Schwierigkeitsgrad.

________________________________________

Lösungen

Nr. 1: Müer - Zwardon
Sebastian spielte korrekterweise 20. Lg4!

Nr. 2: Müer - Zwardon
20. .... f5? war in der Tat sehr anrüchig: 21. ef: ed: 22. Le5: de: 23. cd: und die schwarze Stellung brach sehr schnell zusammen. Ein schöner Punktgewinn für Sebastian.

Nr. 3: Kanovsky - Müer
30. ... Sd2! 31. Db7: Db7: 32. Tb7: Sf1: mit einem Mehrturm (die gegnerischen Bauern reichen nicht aus). Sebastian spielte stattdessen 30. ... Te4: 31. Db7: Db7: 32. Tb7: Tc4:, erreichte aber nicht mehr als ein Remis.

Nr. 4: Müer - Sergeyev
35. ab: e.p. Tb6: 36. b4 führte zu einer Gewinnstellung: 36. ... cb: 37. Td4: b3 38. Td8+ Kh7 39. Td6 Td6: 40. ed: Dd6: 41. Df7: Das hatte Sebastian im Prinzip auch gesehen. Er spielte dann aber b4 ohne vorheriges e.p. Am Ende entstand eine Remisstellung, in welcher Sebastian einen Black-out hatte und ein Mattmotiv übersah. Eine bittere Niederlage.

Nr. 5: Müer - Krensing
Krensing nahm das Opfer an, vermutlich hätte er aber unbedingt Kh8 spielen sollen. Aber auch danach wäre er um seine Lage nicht zu beneiden gewesen. Weiß wickelte zum Gewinn ab mit 19. ... Le6: 20. De6:+ Kh8 21. Df7 Tg8 22. Te1 Tae8 23. Lg7+ Tg7: 24. De8:+ nebst Einverleibung des Bauern e7. Sebastian gewann diese Partie, auch wenn es noch interessante Endspielwendungen gab.

Nr. 6: Müer - Zubritskiy
38. g4 scheint sofort Remis: ... hg: 39. Dg4: Lf4 40. Dd7+ Kg8 41. Dg4 usw. Aber Sebastian sicherte das Remis trotz einer anderen Fortsetzung.

Nr. 7: Modder - Paldus
Nach einem interessanten Partieverlauf hätte ich hier schnell gewinnen können mit 25. Te1, und wenn dann ... Tf6 so 26. Ld5+. Ich wählte leider sofort Ld5+, der Vorteil war futsch und die Partie ging später sogar noch verloren.

Nr. 8: Marsalek - Modder
Das war wirklich recht einfach: Mit 34. ... f4 35. gf: Kf5 entledigte ich mich meiner Probleme und sicherte ohne Schwierigkeiten das Unentschieden.

Nr. 9: Modder - Sirkova
Die beste Option war der Damengewinn 50. Lh7+ Kg7 51. Sf5+. Auf Grund meiner Zeitnot fand ich aber nur ein Dauerschach.

Nr. 10: Krumova - Modder
Von dem Zug war nichts zu halten: Nach 24. ... Sf4:+ 25. Sf4: g5 26. Lg5: hg: 27. Sd5 zeigte es sich, dass Weiß aus dem Gröbsten heraus war. Besser war einfach 24. ... Lb7. Diese Partie endete Remis.

________________________________________

Hier noch der Link zur Turnierseite:

Czech Open

- frank modder, 11.09.2013