Erneuter Besuch
beim größten Schach- und Spielefestival Europas
Die 20. Auflage des
größten Festivals für Schach und sonstige Spiele im tschechischen
Pardubice war Grund genug für Sebastian Müer und mich, wie schon
im vergangenen Jahr wieder in die 90.000-Einwohnerstadt 100 km östlich
von Prag zu fahren. Schach ist ganz klar die Hauptattraktion dort, die
sonstigen Spiele sind eher Rahmenprogramm, wie Poker, Magic, Go usw. An
der Hauptspielstätte, im Hallenstadion Cez Arena, sieht man davon
eigentlich auch wenig, ein paar Magic-Spieler wirkten eher wie ein versprengtes
Häuflein. Es dürften insgesamt aber erneut ca. 6000 Anmeldungen
von Spielern aus über 50 Ländern gewesen sein.
Die Fahrt machten wir
zusammen mit der niedersächsischen Schachjugend, welche die zugtechnischen
Angelegenheiten für uns erledigte. Um Einschreibung und Unterkunft
kümmerten wir uns vor Ort dann selber. Es war ein Start mit Hindernissen:
Wir verpassten den Zug Richtung Hannover, sodaß wir diesen Teil mit
dem Auto bewältigen mussten. Ab Hannover lief aber alles glatt. Die
Fahrt dauerte ab dort insgesamt gut 7 Stunden, inbegriffen ein Umsteigen
in Berlin. Angekommen in Pardubice am Nachmittag, steuerten wir dann mit
Sack und Pack gleich das Stadion an, um uns dort einzuschreiben, anschließend
bezogen wir unsere Unterkunft, ein Zwei-Mann-Zimmer im Studentenwohnheim,
welches ca. 10 Gehminuten entfernt liegt. Start des Turniers war dann am
nächsten Tag.
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Sebastian vor
dem Studentenwohnheim
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Innerhalb der
Cez Arena
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Sportliches Abschneiden
Gespielt wurde in fünf
Turnieren, Open A - E. Sebastian versuchte sich erstmals im A-Turnier,
welches ab 2200 Ratingpunkten begann (!), und ich startete wieder im B-Turnier,
hier reichte eine Zahl von 1800, um teilzunehmen. Beide Turniere hatten
so ca. 300-350 Teilnehmer. Gespielt wurden jeweils neun Runden, eine Runde
pro Tag erlaubte ein relativ entspanntes Pensum. Partiebeginn war jeweils
um 15 Uhr, sodaß man zunächst einmal genug Schlaf tanken konnte.
Es folgte meist ein wenig Vorbereitung auf den kommenden Gegner. Nach einem
"Früh"stück irgendwann gegen Mittag ging es dann ins Stadion.
Die Partien waren meist zwischen 19 und 20 Uhr beendet, anschließend
war meist Abendessen und Analyse im Zentrum angesagt, welches nur ein paar
Gehminuten entfernt liegt. Später wurde noch irgendein Club o. ä.
besucht, oder man bereitete sich ein wenig auf den Gegner am nächsten
Tag vor. Das ist der Rhythmus, in welchem man sich schnell befindet. Der
angehende GM I. Schneider würde sagen, eine Traumwelt, in der das
reale Leben ausgeblendet wird.
Für uns lief das
Turnier gut. Im Gegensatz zu meinen 2/9 im letzten Jahr erzielte ich diesmal
4/9. Diese setzen sich aus acht (!) Remisen und einer Niederlage zusammen.
Jedenfalls ist damit mein Remisrekord von Rhauderfehn 2005 (6 von 7) endlich
mal gebrochen. Die Gegner waren aber stark und lagen alle im Bereich von
2000-2100 ELO. Ich spielte solide, ließ aber zumindest in der Schlußrunde
den Sieg und die möglichen 50% aus. Dennoch ein Zugewinn von über
40 Ratingpunkten. Sebastian holte 2,5/9, aber sein Schnitt im A-Turnier
lag auch bei ca. 2250. In einer Verlustpartie hätte er zuvor
sogar gewinnen können, auch bei einem Remis war mehr drin, sodaß
man auch mit diesem guten Ergebnis sagen konnte, es bleibt sogar noch Luft
nach oben für 2010.
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Sebastian in Aktion
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Vaclav Klaus eröffnet
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Das Drumherum
Die außerschachlichen
Aktivitäten waren diesmal nicht so ausgedehnt. Im letzten Jahr nahmen
wir noch am Fußballhobbyturnier teil, wo wir das Finale erreichten.
Immerhin sahen wir dieses Jahr wieder Shakhriyar Mahmedyarov, zu einem
Blitzduell wie in 2008 kam es diesmal allerdings nicht. Die Studentenwohnheime,
die in der Juli-Zeit ausschließlich von Schachleuten bewohnt werden,
boten in der Vergangenheit zwei Clubs für abendliche Aktivitäten.
Diese wurden nunmehr zu einem Club zusammengefasst und ausgelagert. Das
hat den Vorteil, daß es nachts nicht gar so laut ist, andererseits
kann man Pech haben, daß um 4 Uhr morgens das Wohnheim abgeschlossen
ist... Mahmedyarov tauchte auch wohl in diesem Jahr wieder im "Swamp" auf
(so der Clubname), aber wir verpassten ihn dort und sahen ihn nur im Stadion.
Zu Gesicht bekamen wir auch den tschechischen Staatspräsidenten Vaclav
Klaus - allerdings nicht im Swamp, sondern er eröffnete als Schirmherr
eine Runde mit einem Zug.
Fazit: Wie im letzten
Jahr eine gelungene Sache. Die Organisation vor Ort ist top, die Atmosphäre
sowieso und unsere Ergebnisse stimmten auch in etwa.
- frank modder,
09.08.09
Außerschachliches
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Die Siegerehrung
für den Remiskönig
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Es muß wieder
ein Rock durch das Land gehen. Suzi Quatro war auf Plakaten allgegenwärtig
und trägt ihren alten Putzwedel jetzt als Kopfbedeckung. |
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