- 2. Gütersloher Sparkassen-Cup 2010 -
20.08. - 22.08.

 
Zurück in Ostwestfalen - Großes Open in Gütersloh
 
Hervorragender fünfter Platz für Sebastian Müer
Über 120 Spieler in zwei Gruppen am Start in Gütersloh

Nach dem Bielefelder Sekt oder Selters-Turnier im Mai zog es Sebastian Müer und mich am vergangenen Wochenende wieder zurück nach Ostwestfalen. Diesmal machten wir Station im beschaulichen Gütersloh. Der kurzfristige Entschluß - quasi erst am ersten Turniertag, dem Freitag, getroffen - wurde nicht bereut. In zwei Gruppen (Gruppe A ab 1700, Gruppe B bis 1800) fanden sich über 120 Spieler ein, darunter auch ein paar GM. Gespielt wurden 5 Runden nach dem Schweizer System. Sehr sympathisch die Bedenkzeit: 40 Züge in 2 Stunden plus 30 Minuten für den Rest. Mittlerweile geht die Tendenz ja immer mehr zu 90 Minuten für x Züge + irgendwas für den Rest. Da gibt es abenteuerliche Dinge: "x" kann für 30, 40 oder auch mal für 36 Züge stehen. Hauptsache, es geht schnell.

Viele Veranstalter meinen, die Möglichkeit, mit kürzerer Bedenkzeit auswerten zu können, sei gleichzeitig ein Muß, auch mit einer solchen Regelung zu spielen. Ob damit aber die Mehrheit der Schachspieler angesprochen wird, sei mal dahingestellt. Wenn man sowieso das ganze Wochenende vor Ort ist, macht es meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn, warum man 4-Stunden-Partien spielen sollte anstelle von Partien mit 5 Stunden Gesamtdauer. Ich fahre doch schließlich zum Schachspielen dorthin. Und so schön sind die Orte auch nicht immer, die Industriekultur von Castrop-Rauxel beispielsweise muß man sich nicht unbedingt geben. Aber wie gesagt, Gütersloh ist eines der zum Glück doch noch vielen Turniere mit dem "alten" Modus. Und auch sonst war alles top: Gutes Spielmaterial (elektronische Uhren, Holzbretter) und eine preisgünstige Verpflegung vor Ort waren eindeutig Pluspunkte.
 

Die Anne-Frank-Gesamtschule.*
Ein Blick in den Spielsaal.
 
Spielort und Verlauf

Gespielt wurde im Foyer der Anne-Frank-Gesamtschule. Ein recht großer Raum, der auch noch relativ neu aussieht. Im A-Turnier fanden sich 66 Spieler ein, darunter auch drei Großmeister. Für mich begann das Turnier mit einem Start gegen die "obere Hälfte" und einer Niederlage, auch der Zweitrundengegner war noch stark und ich verlor auch hier, aber ich spielte zu Beginn des Turniers auch wirklich schlecht. Es folgten zwei Remisen, einmal aus einer Verluststellung herausgerettet und damit die "lange Rochade" verhindert und dann aus einer besseren Lage. In der letzten Runde gab es endlich den erhofften ersten Sieg. 2,0/5 ist eigentlich zu wenig, die Turnierleistung war aber zumindest noch im 1800er Bereich, so daß es wohl kaum Abzüge geben dürfte.

Bei Sebastian lief es besser. Er konnte zwar in der Auftaktrunde eine starke Stellung nur zum Remis führen, aber danach folgten zwei gut herausgespielte Siege. Diese Serie hätte er in Runde vier gerne fortsetzt, doch sein Gegner verteidigte zäh das Remis. Nun hatte Sebastian aber die Möglichkeit, durch einen Sieg in der Schlußrunde ganz vorne zu landen. Der Gegner wollte mit Weiß anscheinend nur Remis, und Sebastian musste schon einen originellen Läufereinschlag finden, um dem Spiel Leben einzuhauchen. Die Kombination brachte einen Mehrbauern, welcher im Endspiel verwertet wurde. 4,0/5 und Platz 5 waren ein tolles Ergebnis.
 

Sebastian, hier in Runde 2.
Mit Lukas Heyne war ein weiterer
Vertreter von "Bezirk 5" vor Ort.
 
Der Turniersieg entschied sich in der letzten Runde, in der sich dann die beiden topgesetzten GM mit Siegen an die Spitze bringen konnten: GM Berelowitsch gegen Markus Lammers vom SK Delmenhorst und die Nr. 2 der Setzliste, GM Meister, gegen den Lokalmatadoren Manuel Ebert. Somit setzten sich zumindest dort also die Favoriten durch. Etwas abgeschlagen auf Rang 12 der dritte GM im Feld, Lev Gutman, den die Niederlage gegen einen Patzer (Gutman) in Runde 4 entscheidend zurückwarf. Bei einer kurzen Distanz wie 5 Runden ist sowas natürlich nicht mehr kompensierbar.
 
GM Lev Gutman diesmal nur auf Platz 12.
Platz 7 für Markus Lammers (li.).
 
Fazit: Eine interessante und gute Veranstaltung mehr im Turnierkalender. Ostwestfalen scheint sich langsam zum Mekka der Open-Turniere zu entwickeln. Mal sehen, was da noch so ins Haus steht. Und Gütersloh ist kein Castrop-Rauxel: Die Bürgersteige werden - nach unserer jetzigen Erfahrung - nur an Wochenenden um 21 Uhr hochgeklappt - lediglich unter der Woche ist eher Schluß! :-)

- frank modder, 23.08.10

Sonstiges

 
Luftaufnahme von Gütersloh:
Auf dem Hinflug nahmen wir vom
Bordfenster aus dieses Bild von Gütersloh auf.
 
* Mehr Informationen über Anne Frank unter www.annefrank.org