- Niedersächsische Landesmeisterschaften, Verden, 2025 -
02.01. - 05.01.
 

The very Bast of...
 
Jahresauftakt an der Aller

Willkommen im Jahre 2025! Und wieder beginnt es mit einer Landesmeisterschaft. Laut NSV die Beste aller Zeiten. Aber welche Zeiten haben wir? Vielleicht sogar eine Zeitenwende? Am letzten Tag des Turniers kam die Meldung vom Tod der deutschen Schachlegende Robert Hübner. Während die ARD mehrfach über die Jeanshosen eines verzogenen Norwegers berichtete, schweigt man sich über den Tod des besten deutschen Schachspielers nach Lasker mehr oder weniger aus. Das ehemalige Nachrichtenmagazin* hat immerhin einen Artikel - hinter einer Bezahlschranke. Wenn man die Einleitung liest, ist es so vermutlich auch besser…

Die LEM - Bast(e) aller Zeiten?

30 Teilnehmer im Meisterturnier. Sebastian „nur“ an Position 16 gesetzt mit 7 FM und 3 IM im Feld. Das würde ein hartes Brot werden. Erstmals seit Ewigkeiten musste Sebastian sich wieder qualifizieren. Dies gelang ihm gleich doppelt mit der Erinnung des Titels des Bezirksmeisters sowie dem Gewinn des Niedersachsen-Pokals (wir berichteten… nicht).

Das Spielhotel Niedersachsenhof platzt langsam aus allen Nähten. So entschlossen wir uns, dem behaaglichen** 70er-Jahre-Flair zu entkommen und nahmen eine Ferienwohnung. Leider direkt neben einem Kirchturm, der auch nachts alle 15 Minuten anschlug. Aber man gewöhnt sich an alles! So wusste man zumindest, was im Turnier die Stunde geschlagen hatte.

Was würde der oben erwähnte Norweger sagen: 7 Runden, Bedenkzeit Fischer Kurz, jadda, jadda, jadda. Union Oldenburg war mit weiteren Leuten am Start, die zu unserem Dunstkreis gehören, im Meisterturnier wie im Open. Würde es zu einem direkten Duell der Oldenburger kommen? Zumindest Sebastian blieb dies erspart, obwohl ich es gar nicht so schlimm finden würde. Es gab immerhin das Oldenburger Duell Carsten de Vries gegen Tom Peters im Meisterturnier, welches Remis ausging.

Die Turbophase

Zu Beginn des Turniers gab es ein Schwarzremis gegen den Topgesetzten Niedersachsen-Meister von 2023, Nico Stelmaszyk. Diesem guten Ergebnis folgte leider eine Niederlage gegen Tobias Vöge, eigentlich ein guter Kunde von Bast. Aber der Oldenburger lief in eine Leib-und-Magen-Variante seines Gegners und wurde überspielt. Nunmehr jedoch zündete Sebastian die Turbophase, die ihn fast noch ganz nach oben gebracht hätte. Doch gemach, gemach.
 

Auftakt: Sebastian mit Schwarz gegen Nico Stelmaszyk

Zunächst ging es mit Schwarz gegen Daniel Lichtmannecker, der auch als Youtuber recht erfolgreich ist (immerhin etwa 18000 Abonnenten). Hier gab es recht dynamisches Schach von Sebastian zu sehen:

Lichtmannecker (2176) - Müer 0:1

Eine starke Vorstellung. Nach h5 hatte Weiss sehr schnell alle Hände voll zu tun. Es folgte eine knifflige Aufgabe mit Schwarz gegen IM Plischki. Und hier war Sebastian immer guter Kunde. Diesmal konnte er allerdings das Blatt wenden:

IM Plischki (2323) - Müer 0:1

Eine überzeugende Vorstellung. Nach drei Schwarzpartien in vier Runden gab es nun wieder die weißen Steine, in dieser und auch der Runde danach. Die Aufgaben wurden jedoch nicht leichter. Aber Basts Schwung war noch da und Delmenhorsts FM David Höffer musste dran glauben:

Müer - FM Höffer (2322) 1:0

Sehr dynamisch gespielt und gut umgesetzt. Diese drei Partien gehören bestimmt alle in Sebastians Best-of-Sammlung.

Endsong

Drei Einser in Folge also! Würde man nochmal ganz oben mitspielen können? Dazu musste ein weiterer Sieg her, und zwar mit Weiß gegen Nechitaylo. Und tatsächlich erreichte Sebastian erneut eine Gewinnstellung - dann aber machte der Rennwagen plötzlich komische Geräusche:

Müer - Nechitaylo (2239) 0:1

Mit einem Sieg hätte Sebastian wohl in der letzten Runde an Brett 1 gegen Christian Polster das Endspiel gehabt, so hatte es Nechitaylo. Polster war es aber letztlich, der sich den Landesmeistertitel sicherte. Für Sebastian ging es in der letzten Runde noch um Platz 8 und die direkte Qualifikation für die nächste LEM. Dazu hätte wohl ein Remis gegen Jan Pubantz mit Schwarz gereicht, aber Sebastian verlor letztlich etwas unnötig diese Partie, nachdem er mit Schwarz ausgeglichen hatte.

Fazit

Lauwarmes Ende, auch wenn mit einer Turnierleistung von ziemlich genau 2300 und einem Zugewinn von 20 ELO-Punkten die Telemetriedaten erstmal nicht so schlecht waren. Und in den drei Gewinnpartien war das Niveau sehr gut. Ansonsten war das Turnier wie immer. Etwas nervig war die Verzögerung vor der ersten Runde von fast einer Stunde. Das ist insofern kritisch, als dass es dann zwischen der Morgen- und der Nachmittagsrunde kaum eine Pause gibt. Da  muss man mal schauen, ob man das effektiver aufziehen kann.

In der zweiten Jahreshälfte 2024 waren die Berichte hier etwas spärlicher geworden, was einfach am Zeitmangel lag und dann fehlender Energie. Mal sehen, wie es weitergeht. Bei interessanten Turnieren kommt bestimmt mal ein Bericht.

- frank modder, 07.01.2025
 

Auch ein Superstar muss sich mal auf die Hinterpfoten stellen

* a.k.a. Der Spiegel
** Haags Hotel Niedersachsenhof

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