Jahresauftakt
in Verden
Erste Januarwoche -
das bedeutet traditionell: Auf nach Verden zur Landeseinzelmeisterschaft!
Seit 2008 nimmt Sebastian ununterbrochen an dem Meisterturnier teil. „Mr.
Meisterturnier“, wie ihn die Seite des NSV mal nannte, hatte 2. und 3.
Plätze verbuchen können, der Titel blieb ihm aber bislang versagt.
Neben dem Meisterturnier gab es noch ein A-, B- und C-Open. Etwa 250 Spieler
müssten diesmal den Weg nach Verden gefunden haben.
Schnelle Brüter
Am 03.01. ging es also
mit Sack und Pack (und Dogge) ab in Haags Hotel nach Verden. Dort gab es
am Mittwoch, quasi zur Einstimmung, erstmal die Schnellschach-Einzelmeisterschaft.
7 Runden 10+5 waren angesetzt, alle Bretter wurden live übertragen.
Gute Sache! Die Übertragung bei Chessbase hakte zwar etwas, aber mittlerweile
gibt es da ja alternativ was Ordent-lichess. Sebastian startete mit drei
Siegen gegen Leute unter 2000, bevor es gegen einen der Topgesetzten ging
mit IM Jonathan Carlstedt. Hier ließ sich Sebastian mit Weiß
schnell einkochen. Gegen drei weitere schwächere Gegner gab es dann
in der zweiten Hälfte auch nur 50% zu ernten.
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Sebastian gegen
IM Jonathan Carlstedt
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Ein eher mäßiger
Auftritt, allerdings ging es in erster Linie darum, sich warmzuspielen.
Mir sind in den ersten beiden Runden zwei Partien aufgefallen, in denen
die Außenseiter auf Gewinn standen, aber dann doch noch verloren.
Von sowas kann ich auch ein Lied singen. Aber es ist immer wieder faszinierend
zu sehen, wie die starken Leute auch fette Verluststellungen noch drehen.
Oder sind es die schwächeren Gegner, die sie verlieren?
Schauen wir mal, ob
wir dem Geheimnis näherkommen. Hier die beiden Partiefragmente. Man
muss natürlich bedenken, dass es Schnellschach ist…
Schöne
(1626) - FM Höffer (23002) 0:1
Hagemann
(1962) IM Carlstedt (2447) 0:1
Schade jeweils, ich
bin da ja immer geneigt, den Außenseitern die Daumen zu drücken.
Wenn Meister sich
treffen
Am Donnerstag um 9:30
Uhr begann dann das Meisterturnier. Bzw. mit halbstündiger Verspätung.
Diesmal war das Feld besonders stark, so landete Bast nur in der unteren
Hälfte der Setzliste und „durfte“ gleich zum Auftakt gegen den Topgesetzten
IM Dennes Abel antreten. Immerhin mit den weißen Steinen.
Sebastian stand ok,
gab dann aber einen Bauern, wonach er ins Hintertreffen kam. Schwarz schwächte
jedoch seine Königsstellung, und Sebastian manövrierte sich erfolgreich
durch eine schwierige Zeitnotphase. Aber im - manchmal tückischen
- 41. Zug traf er zu schnell eine schwerwiegende Entscheidung:
Sebastian
- Abel
„Gewagte und folgenschwere
Entscheidung“ kommentierte IM Winterberg in der Twitch-Übertragung
des NSV den Zug Kg2. Kein toller Auftakt, aber immerhin gegen den Favoriten.
Nun mussten aber die Hausaufgaben gemacht werden. Und Sebastian lieferte.
Er gewann verdient die Nachmittagsrunde mit Schwarz gegen 1900. Hier kam
das Ende früh und war etwas kurios. Hier nur kurz das Ende der Partie:
Bennemann
- Sebastian
Am Freitag gewann Sebastian
beide Partien gegen junge Gegner, einmal knapp 1900, einmal knapp 2000.
Letztlich waren alle drei Siege gegen die schwächeren Gegner verdient.
Und auch wenn Bast mal etwas ausließ, so war er doch meistens in
der Vorhand. Der dritte Sieg war sogar eine strategische Einbahnstraße
aus einem Guss. Mit 3,0/4 war er nun also voll im Turnier.
Lauwarme zweite
Hälfte
Nun ging es gegen einen
jungen Gegner mit 2200. Sebastian hatte Weiß, stand an dem Vormittag
aber etwas neben sich. So verwechselte er unter anderem die Züge in
der Eröffnung. Aber er kämpfte sich in die Partie und bekam eine
ausgeglichene Stellung - die er dann schnell wieder wegstellte… Der Kopf
spielte in dieser Partie nicht so richtig mit. Hier das Elend:
Sebastian
- Nechitaylo
Diese Partie war wohl
der Juckepunkt im Turnier, auch wenn Sebastian in den beiden kommenden
Runden sich nochmal gegen gute Gegner zusammenreißen konnte. Aber
das hätte man nicht velieren dürfen. Wieder „Pech“ auf dem Feld
g2, wie schon in der Auftaktpartie. Irgendwie ein neuralgischer Punkt diesmal.
Unser Edel-Sek(h)undant sah die Situation wie folgt:
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Vor Tg2
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Nach Tg2
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Nunmehr galt es, das
Turnier vernünftig zu Ende zu spielen, immerhin ging es noch darum,
unter die ersten Acht zu kommen, was die automatische Qualifikation für
2025 bedeuten würde. Zunächst ging es mit Schwarz gegen den jungen
FM Polster. Sebastian überspielte ihn aus der Eröffnung heraus
und sackte zwei Mehrbauern ein. Doch sein Gegner leistete harten Widerstand:
Polster
- Sebastian
Da kann man Sebastian
gar nicht so viel vorwerfen. Es war komplizierter, als es den Anschein
hatte. Trotz zweier Mehrbauern. Und sein Gegner kämpfte wie gesagt
auch gut. Am letzten Spieltag ging es gegen Riemay (2200), hier musste
mit Weiß wohl ein Sieg her, um unter die Top 8 zu kommen. Sebastian
kam wieder stark aus der Eröffnung und stand auf Gewinn. Aber es sollte
auch diesmal nicht sein:
Sebastian
- Riemay
Sehr schade! Die Stellung
war sicherlich wieder mal kompliziert. Db3 hätte aber vermutlich den
ganzen Punkt gebracht.
Fazit
Es blieb mit Platz
9 eine der schlechteren Platzierungen in der Verden-Historie. Allerdings
war das Turnier stark wie selten, und in der Setzliste startete Bast nur
von Rang 15. Somit hielten sich auch die Wertungsverluste in Grenzen. Letztlich
muss man konstatieren, dass er mehrfach was liegengelassen hat: Gegen Abel
war Remis möglich, in der Stellung gegen Nechitaylo Pflicht. Gegen
Polster und Riemay stand er jeweils auf Gewinn, zumindest letztere Partie
hätte er eigentlich holen müssen.
Ansonsten: Der NSV
hat wieder richtig einen gemacht von seiner Landesmeisterschaft. Vorberichte
und Interviews, Live-Kommentierung, alle Partien auf DGT-Brettern usw.
Was kann man kritisieren? Die zeitversetzte Übertragung der Partien
ist als Anti-Cheating-Maßnahme mehr oder weniger nutzlos. Und manchmal
hinderlich, wie sich bei der Kommentierung zeigte. Da mir auch keine anderen
Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung aufgefallen sind, kann man auf
dieses wie gesagt im Grunde wirkungslose Mittel ebenso verzichten.
- frank modder,
11.01.2024
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Verlässlich
seit 2008: Schnee bei der LEM in Verden
Neu sind allerdings
die Schneehasen, unten links ein Exemplar.
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