- Niedersächsische Landesmeisterschaften, Verden, 2024 -
03.01. - 07.01.
 

Starkes Meisterturnier
 
Jahresauftakt in Verden

Erste Januarwoche - das bedeutet traditionell: Auf nach Verden zur Landeseinzelmeisterschaft! Seit 2008 nimmt Sebastian ununterbrochen an dem Meisterturnier teil. „Mr. Meisterturnier“, wie ihn die Seite des NSV mal nannte, hatte 2. und 3. Plätze verbuchen können, der Titel blieb ihm aber bislang versagt. Neben dem Meisterturnier gab es noch ein A-, B- und C-Open. Etwa 250 Spieler müssten diesmal den Weg nach Verden gefunden haben.

Schnelle Brüter

Am 03.01. ging es also mit Sack und Pack (und Dogge) ab in Haags Hotel nach Verden. Dort gab es am Mittwoch, quasi zur Einstimmung, erstmal die Schnellschach-Einzelmeisterschaft. 7 Runden 10+5 waren angesetzt, alle Bretter wurden live übertragen. Gute Sache! Die Übertragung bei Chessbase hakte zwar etwas, aber mittlerweile gibt es da ja alternativ was Ordent-lichess. Sebastian startete mit drei Siegen gegen Leute unter 2000, bevor es gegen einen der Topgesetzten ging mit IM Jonathan Carlstedt. Hier ließ sich Sebastian mit Weiß schnell einkochen. Gegen drei weitere schwächere Gegner gab es dann in der zweiten Hälfte auch nur 50% zu ernten.
 

Sebastian gegen IM Jonathan Carlstedt

Ein eher mäßiger Auftritt, allerdings ging es in erster Linie darum, sich warmzuspielen. Mir sind in den ersten beiden Runden zwei Partien aufgefallen, in denen die Außenseiter auf Gewinn standen, aber dann doch noch verloren. Von sowas kann ich auch ein Lied singen. Aber es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie die starken Leute auch fette Verluststellungen noch drehen. Oder sind es die schwächeren Gegner, die sie verlieren?

Schauen wir mal, ob wir dem Geheimnis näherkommen. Hier die beiden Partiefragmente. Man muss natürlich bedenken, dass es Schnellschach ist…

Schöne (1626) - FM Höffer (23002) 0:1

Hagemann (1962)  IM Carlstedt (2447) 0:1

Schade jeweils, ich bin da ja immer geneigt, den Außenseitern die Daumen zu drücken.

Wenn Meister sich treffen

Am Donnerstag um 9:30 Uhr begann dann das Meisterturnier. Bzw. mit halbstündiger Verspätung. Diesmal war das Feld besonders stark, so landete Bast nur in der unteren Hälfte der Setzliste und „durfte“ gleich zum Auftakt gegen den Topgesetzten IM Dennes Abel antreten. Immerhin mit den weißen Steinen.

Sebastian stand ok, gab dann aber einen Bauern, wonach er ins Hintertreffen kam. Schwarz schwächte jedoch seine Königsstellung, und Sebastian manövrierte sich erfolgreich durch eine schwierige Zeitnotphase. Aber im - manchmal tückischen -  41. Zug traf er zu schnell eine schwerwiegende Entscheidung:

Sebastian - Abel

„Gewagte und folgenschwere Entscheidung“ kommentierte IM Winterberg in der Twitch-Übertragung des NSV den Zug Kg2. Kein toller Auftakt, aber immerhin gegen den Favoriten. Nun mussten aber die Hausaufgaben gemacht werden. Und Sebastian lieferte. Er gewann verdient die Nachmittagsrunde mit Schwarz gegen 1900. Hier kam das Ende früh und war etwas kurios. Hier nur kurz das Ende der Partie:

Bennemann - Sebastian

Am Freitag gewann Sebastian beide Partien gegen junge Gegner, einmal knapp 1900, einmal knapp 2000. Letztlich waren alle drei Siege gegen die schwächeren Gegner verdient. Und auch wenn Bast mal etwas ausließ, so war er doch meistens in der Vorhand. Der dritte Sieg war sogar eine strategische Einbahnstraße aus einem Guss. Mit 3,0/4 war er nun also voll im Turnier.

Lauwarme zweite Hälfte

Nun ging es gegen einen jungen Gegner mit 2200. Sebastian hatte Weiß, stand an dem Vormittag aber etwas neben sich. So verwechselte er unter anderem die Züge in der Eröffnung. Aber er kämpfte sich in die Partie und bekam eine ausgeglichene Stellung - die er dann schnell wieder wegstellte… Der Kopf spielte in dieser Partie nicht so richtig mit. Hier das Elend:

Sebastian - Nechitaylo

Diese Partie war wohl der Juckepunkt im Turnier, auch wenn Sebastian in den beiden kommenden Runden sich nochmal gegen gute Gegner zusammenreißen konnte. Aber das hätte man nicht velieren dürfen. Wieder „Pech“ auf dem Feld g2, wie schon in der Auftaktpartie. Irgendwie ein neuralgischer Punkt diesmal. Unser Edel-Sek(h)undant sah die Situation wie folgt:
 

Vor Tg2
Nach Tg2

Nunmehr galt es, das Turnier vernünftig zu Ende zu spielen, immerhin ging es noch darum, unter die ersten Acht zu kommen, was die automatische Qualifikation für 2025 bedeuten würde. Zunächst ging es mit Schwarz gegen den jungen FM Polster. Sebastian überspielte ihn aus der Eröffnung heraus und sackte zwei Mehrbauern ein. Doch sein Gegner leistete harten Widerstand:

Polster - Sebastian

Da kann man Sebastian gar nicht so viel vorwerfen. Es war komplizierter, als es den Anschein hatte. Trotz zweier Mehrbauern. Und sein Gegner kämpfte wie gesagt auch gut. Am letzten Spieltag ging es gegen Riemay (2200), hier musste mit Weiß wohl ein Sieg her, um unter die Top 8 zu kommen. Sebastian kam wieder stark aus der Eröffnung und stand auf Gewinn. Aber es sollte auch diesmal nicht sein:

Sebastian - Riemay

Sehr schade! Die Stellung war sicherlich wieder mal kompliziert. Db3 hätte aber vermutlich den ganzen Punkt gebracht.

Fazit

Es blieb mit Platz 9 eine der schlechteren Platzierungen in der Verden-Historie. Allerdings war das Turnier stark wie selten, und in der Setzliste startete Bast nur von Rang 15. Somit hielten sich auch die Wertungsverluste in Grenzen. Letztlich muss man konstatieren, dass er mehrfach was liegengelassen hat: Gegen Abel war Remis möglich, in der Stellung gegen Nechitaylo Pflicht. Gegen Polster und Riemay stand er jeweils auf Gewinn, zumindest letztere Partie hätte er eigentlich holen müssen.

Ansonsten: Der NSV hat wieder richtig einen gemacht von seiner Landesmeisterschaft. Vorberichte und Interviews, Live-Kommentierung, alle Partien auf DGT-Brettern usw. Was kann man kritisieren? Die zeitversetzte Übertragung der Partien ist als Anti-Cheating-Maßnahme mehr oder weniger nutzlos. Und manchmal hinderlich, wie sich bei der Kommentierung zeigte. Da mir auch keine anderen Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung aufgefallen sind, kann man auf dieses wie gesagt im Grunde wirkungslose Mittel ebenso verzichten.

- frank modder, 11.01.2024
 

Verlässlich seit 2008: Schnee bei der LEM in Verden
Neu sind allerdings die Schneehasen, unten links ein Exemplar.

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