Gelsenkirchen Open, 27.-30.12.00
 
 „Zwischen den Jahren“ fand zum zweitenmal das sogenannte Weihnachtsopen in Gelsenkirchen statt. In diesem Jahr nahmen auch zwei Spieler von Turm Holthusen teil: neben mir war noch Martin Klinkenborg vertreten. Das Turnier wurde über sieben Runden nach dem Schweizer System ausgetragen, wobei an drei Turniertagen doppelrundig gespielt wurde, was einen enormen – geistigen wie körperlichen – Kräfteverschleiß bedeutete.

Das Turnier war sehr stark besetzt (IM/FM), prominentester der 72 Teilnehmer war wahrscheinlich der Fide-Meister und bekannte Buchautor Gerd Treppner, der zu den Mitfavoriten zählte. Außerdem war eine größere Delegation russischer Meister vertreten. Was in diesem Turnier sehr stark auffiel, war die Tatsache, daß die Spieler mit geringer DWZ weit stärker spielten, als ihre Zahl. Beispielsweise gab es einen russischen Spieler mit DWZ 1488(!), welcher ohne Schwierigkeiten gegen Leute mit DWZ über 2000 remisierte.

Ein weiterer Spieler aus dem 1600er-Bereich erreichte mühelos 50% gegen einen 1900er-Durchschnitt. Eine russische Spielerin, ebenfalls mit DWZ 1600+ holte mit 5 Punkten (!) den Ratingpreis <1900. Es war dann zu erfahren, daß die Dame schon mal an Jugendweltmeisterschaften teilgenommen hat... Die Ratingzahlen waren also nicht mehr als ein guter Witz und versauten - zumindest mir - gewaltig den Schnitt.
 

Der große Saal: hier spielte das Hauptfeld
Der Raum mit den Spitzenbrettern

Gespielt wurde im Ibis-Hotel, direkt am Bahnhof, in welchem wir auch wohnten. Es gab zwei Turnierräume: einen kleineren Saal mit Holzbrettern für die Tische 1-11, einen größeren für die restlichen Teilnehmer. Der „Meistersaal“ blieb uns verwehrt, lediglich Martin hatte in der Auftaktrunde Gelegenheit, am Holzbrett zu spielen. Wie verlief nun das Turnier für uns? Martin Klinkenborg hatte nach 5 Runden zwar bereits sein Ziel erreicht (2,5 Punkte), hatte aber einen für ihn schlechten DWZ-Schnitt. Am letzten Tag lief es für ihn dann besser: zwei Remisen gegen zwei recht starke Gegner. Damit 3,5 Punkte für Martin.

Anders sah es bei mir aus: ohnehin ausser Form und mit einer leichten Erkältung musste ich nach 5 Runden mit 1,5 Punkten (drei Remis) leben. Am letzten Tag konnte ich die Punkteausbeute nochmal verdoppeln und schloß damit mit 3 Punkten ab. Der DWZ-Schnitt war aber versaut, da ich mehrere Jugendspieler zugelost bekam, welche weit über ihrer jeweiligen Zahl spielten (s.o.) und ich teilweise mit Mühe und Not Remisen erreichte. Damit dürften schmerzhafte DWZ-Verluste die Folge sein, während Martin seine Zahl knapp behauptet haben dürfte.

Das Turnier wurde von dem Russen Zaitsev mit 6 Punkten gewonnen, welcher sich in der Schlußrunde mit einem Sieg durchsetzen konnte, während seine direkten Kontrahenten, IM Reschke und FM Treppner, gegeneinander Remis spielten und mit 5,5 auf die Plätze verwiesen wurden. Der Sieger konnte mit einem Preisgeld von 1.500,- DM nach Hause gehen. Fazit: ein vom Ambiente und von der Organisation her gutes Turnier, allerdings ungeeignet zum Verbessern von Ratingzahlen...

Frank Modder

- Partien -