Zu Gast bei
den Amateuren
DSAM? Ah, dieser Amateur-Punk-Kram!
Die Deutsche Amateurmeisterschaft musste bislang ohne uns auskommen. Aber
dieses Mal gab es kein Entrinnen: Auf ging es zum Qualifikationsturnier
in Düsseldorf! Das Hilton-Hotel musste unsicher gemacht werden.
Motto der Gesamtveranstaltung ist 7 hoch 3. Also 7 Qualifikationsturniere
in 7 Wertungsgruppen mit 7 Qualifikanten pro Gruppe. Wer in der Schule
aufgepasst hat weiß, dass das 343 Teilnehmer für das Bundesfinale
bedeutet. Sebastian spielte in der Top-Gruppe, die eine DWZ von 2100-2300
umfasste. Ab 2301 ist man dann nicht mehr Ama- sondern Profi-teur.
Letztlich war die Qualifikation
für das Bundesfinale, was im Rahmen des - mittlerweile eher berüchtigten
als berühmten!? - Schachgipfels stattfinden sollte, aber nicht so
dramatisch wichtig. Es wäre ja nur ein weiteres Turnier in einer Wertungsgruppe,
man bekommt da keine freie Kost und Logis analog des Deutschen Pokals,
wenn auch die Möglichkeit, sich für die DEM zu qualifizieren.
Aber immerhin war Düsseldorf mal wieder ein Wochenendturnier, und
das auch ohne die Covid-Kids. Ich halte die Partiebesprechungen diesmal
etwas kurz (bis auf die letzte Runde) und die Anmerkungen eher allgemein.
Freitag
Die morgendliche Auftaktrunde
brachte einen Gegner mit ca. 2100, Jg. 66. Mit Schwarz. Also dreimal Schwarz
im Turnier waren zu vermuten. War das Ziel also, jeweils mit Schwarz zu
remisieren und mit Weiß zu gewinnen? Denn 3,5 Punkte reichten bei
allen vorherigen fünf Quali-Turnieren für einen Platz unter den
ersten Sieben. Nicht unbedingt - die Quali war wie gesagt nur ein Aspekt.
Und hier sollten 3,5 Punkte am Ende ausnahmsweise nicht definitiv reichen.
In der Eröffnung
stand Sebastian schlecht. Sein Gegner hätte einen Mehrbauern nebst
sichererem König haben können. Die Rechner schlagen da schon
aus wie ein Geigerzähler auf Three Miles Island. Aber in der Praxis
ist das alles nicht so leicht. Bast konnte die Kernschmelze abwenden, riss
nach und nach das Ruder an sich und hatte später zwei Mehrbauern.
Die Partie dauerte fast 80 Züge - natürlich wie immer eine der
Letzten im Saal. Ein nachweisbarer Gewinn war aber nur an einer Stelle
drin:
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Sebastian mit
Schwarz am Zug
|
Am Brett in Runde
1
|
Hier spielte Sebastian
47.
… Tf2, wonach er nach 48. Kd1 (nur) noch praktische Chancen
hatte, die sein Gegner durch harte Verteidigung aber zunichte mache konnte.
Gewonnen hätte 47. … b3+ 48. axb3 und jetzt der Vormarsch 48. … a3.
Es folgt a2, und falls der König nach b1 geht, um nach a2+ den a-Bauern
zu verfuttern, schluckt Schwarz mit Tf2 den nunmehr gefesselten Ld2 ein.
Am Nachmittag ging
es aber schneller: Weiß gegen einen gleichaltrigen Gegner mit knapp
2100 brachte einen Sieg in etwas mehr als 20 Zügen. Das war mal gut
für den Kräftehaushalt. Der Gegner hatte einen Zwischenzug übersehen:
Sebastian
- Pietzsch 1:0
|
Bast vor dem letzten
Zug: fxe3.
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Samstag
Die Frührunde
begann eine Stunde eher als am Vortag, nämlich um 9 Uhr. Am Sonntag
dann eigentlich nochmal eine Stunde früher - wegen der Umstellung
auf Sommerzeit. Schwieriger Gegner: Schwarz gegen einen 20jährigen
mit 2150. Aber erneut gab es einen nach Zügen schnellen Sieg für
den Oldenburger Vorkämpfer: Weiß hatte „vergessen“ zu rochieren,
was er dann nur unter Aufgabe einer Figur nachholen konnte:
P.
Richter - Sebastian 0:1
Gute Ergebnisse also!
Nun 2,5 aus 3. Ein starkes Turnier bislang. Für die Qualifikation
bräuchte man noch einen Punkt aus zwei Partien. Bast meinte, ein Weißremis
jetzt wäre ja nicht so toll, dann müsste man mit Schwarz nochmal
remisieren. Mein stumpfer Einwand „Aber wenn Du verlierst, musst Du mit
Schwarz sogar gewinnen“ wurde gekontert mit „Aber dann weiß man ,
woran man ist“. Ja, wir hatten auch Spaß im Dorf an der Düssel!
Und natürlich
kennt Sebastian eh nur den Vorwärtsgang. Der Nachmittagsgegner war
- hatte ich es erwähnt? - unangenehm: Mitte 20, 2100 ELO, 2150 DWZ.
Hatte aber auch schon deutlich besser performt. Also unklar, was da auf
einen zukam. Doch die Partie lief in die Richtung von Weiß:
Sebastian
- Riemland 1/2
Da hätte man dem
Gegner noch ein "D" vor seinem Namen gewünscht. Eine insgesamt solide
Partie, aber nach e5 stand man wohl auf Gewinn.
Sonntag
Bislang ein gutes Turnier
mit einem moderaten Plus von etwa 10 ELO-Punkten. Sonntag früh gab
es dann die letzte Runde im Turnier und den nominell bis dato stärksten
Gegner: Mitte 20 mit einer ELO etwa im Bereich von Sebastian (2208), wobei
er allerdings schon mal über 2300 hatte. Weiß wurde überrascht
von Sebastians Eröffnungswahl und improvisierte - er spielte eine
Variante, die er selbst zu wenig kannte. Dabei beging er einen typischen
Fehler. Sebastian überrollte dann wie im Lehrbuch seinen Gegner und
die Partie hätte nach gut 20 Zügen vorbei sein müssen -
doch dann nahm das Elend seinen Lauf:
L.
Richter - Sebastian 1:0
Was soll man dazu sagen?
c2 war ja einfach genug mit der Restbedenkzeit… Ein Drama. Aber so kann
Schach halt auch sein. Bleibt mir nur der Blick nach vorne und ein Zitat
von Che Guevara: „Sie können alle Blumen abschneiden. Den Frühling
können sie nicht aufhalten.“
Schachgeschichte
Welcher große
Meister hat nicht einen solchen Fettfleck in seiner Vita. Mehrere gleich
hat der deutsche Vorkämpfer Robert Hübner, dessen Fettnäpfchen
gegen Petrosian 1976 mir sofort in den Sinn kam, wo ihm Ähnliches
widerfuhr - im Kampf um einen Platz im Kandidatenturnier. Das sind dann
also wieder die Profi-teure. Hier unser Ausflug in die Schachgeschichte:
Hübner
- Petrosian 0:1, Interzonenturnier in Biel 1976
Fazit
Das Format war interessant:
Man bekommt Gegner in der eigenen Wertungszahl-Umgebung. Mit einem Sieg
in der letzten Runde hätte man 20 ELO gutgemacht, so war es wieder
eine Nullnummer. Die verpasste Qualifikation für das DSAM-Finale ist
nicht so schlimm. In dem Zeitraum gibt es auch andere interessante Turniere
- wie z.B. Pardubice!
Hier noch der Link
zur Turnierseite:
DSAM
- frank modder,
29.03.2023
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Der Rhein war
gleich nebenan
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