Im tiefsten Abstiegssumpf
steckten wir heute vor der Begegnung der 6. Runde gegen Rhauderfehn. Die
Bilanz gegen diesen Gegner ist zwar mit 9-0 Siegen bei zwei Unentschieden
makellos, aber Rhauderfehn ist gerade an den vorderen Brettern enorm stark
besetzt, außerdem haben wir zur Zeit alles andere als einen Lauf.
Doch heute mußte im Abstiegskampf etwas passieren. Die Gastgeber
waren geschwächt durch das Fehlen ihres Spitzenmannes, allerdings
brachte dies an den vorderen Brettern unsere Vorbereitung auch völlig
durcheinander.
Wir selber waren fast
in Bestbesetzung, nur für Andreas Slopinski spielte unser Jugendspieler
Keno Lübsen. Und dies sollte sich als Glücksgriff erweisen. Auf
dem Papier war Holthusen alles in allem vielleicht etwas in Front, aber
es zeichnete sich von Anfang an ein enges und packendes Gefecht ab.
Die erste Entscheidung
heute fiel am Brett von Ludger Hülsmann (5). Ludger hatte seinen Standardaufbau
wählen können, sein Gegner öffnete früh das Zentrum
und erreichte nach ein paar Abtauschen eine fast ausgeglichene Stellung,
aber Ludger hatte wohl zumindest noch den Anzugsvorteil und blieb am Drücker.
Nach einem Zwischenschach gelang ihm dann der Einbruch auf die gegnerische
7. Reihe mit den Schwerfiguren, dieser plötzliche Angriff war so wuchtig,
daß er schließlich in einem Matt gipfelte. 1:0. Knackige
Leistung von Ludger, und ein wenig Erleichterung ging erstmal in unseren
Reihen um. Aber im weiteren Verlauf kam nun der FSK immer besser auf.
So ließ dann
auch der Ausgleich nicht lange auf sich warten. Manfred Lennartz an Brett
6 hatte mit Schwarz irgendwie nie ganz ausgleichen können und sah
sich dann vor allem am Königsflügel einem Angriff ausgesetzt,
den sein Gegner auch recht ideenreich vortrug. Diese Partie ging zum 1:1
leider auch verloren. Die Lage an den anderen Brettern war unklar, darum
lehnten wir auch an den Brettern 2 und 3 relativ frühe Remisangebote
unserer Gegner in dieser Phase ab - wir mussten heute va banque spielen.
Ein Remis gab es dann
doch mal zu vermelden, allerdings bereits hier zu fortgeschrittener Zeit
und in einem Endspiel. Heiko Lewin an Brett 7 stand immer etwas besser
und hatte auch die angenehmere Struktur und latenten Druck. Nach und nach
wurde aber in ein Endspiel abgetauscht, und dieses konnte der Fehntjer
Remis halten. 1,5:1,5.
Zu diesem Zeitpunkt
schienen die Bretter 2, 3 und 4 in etwa ausgeglichen zu stehen, während
ein Brett (1) sehr gut aussah und ein weiteres (8) kritisch. Also alles
offen, doch ausgerechnet am Spitzenbrett gab es nun einen herben Rückschlag
zu vermelden. Edwin Lehmann hatte eine Druckstellung, welche er langsam
weiter ausbaute. Seine Figuren schielten schön zum Königsflügel,
und irgendwann musste sein Gegner Uwe Rau auch eine Qualität ins Geschäft
stecken. Dafür bekam er zwar zwei Bauern, aber Edwins Angriff wurde
enorm stark, Kollege Computer zeigt eine gewinnverheißende Analyse.
Doch die Stellung ist noch kompliziert und unser Mann in starker Zeitnot.
Hier dringt Uwe dann mit seiner Dame ein. Es war nun ein Verteidigungszug
angesagt, aber Edwin greift weiter an und Uwe kann ein Mattfinale mit Dame
und einem herbeieilenden Springer abrollen. 1,5:2,5.
Ein Rückschlag
zum ungünstigsten Zeitpunkt. Nunmehr also Rückstand, dazu das
kritische 8. Brett - wo sollen denn noch die Punkte für zumindest
ein 4:4 herkommen? Martin Klinkenborg versuchte dies an Brett 2 zu realisieren.
Er steht auch ganz passabel und hat leichten Druck, lehnt auch im Mittelspiel
ein Remisangebot ab. Aber die Lage wird bei vollem Brett nicht klarer,
und als Martin dann in die letzten Minuten geht, entscheidet er, daß
ein Spiel auf Gewinn zu riskant ist, man einigt sich auf ein Remis. 2:3.
In dieser Phase gewinnen
wir wieder etwas Oberwasser. Brett 8 ist zwar nach wie vor kritisch, aber
an den Brettern 3 und 4 können wir nach und nach Vorteile verbuchen,
es bleibt aber fraglich, ob eines dieser Bretter zu gewinnen ist. An diesem
Kulminationspunkt des Matches und vielleicht der ganzen Saison wendet sich
das Schicksal dann doch endlich mal in unsere Richtung, quasi als Umkehrung
von Edwins Partie drehen wir hier Brett 8.
Keno hat dort eine
sehr scharfe Eröffnung auf dem Brett, sein Gegner Arie Bosman treibt
Kenos König ein wenig aus der Deckung und zieht die Figuren zum Angriff
zusammen. Keno kann aber etwas abtauschen und verliert zumindest auch kein
Material. Aber sein Damenflügel ist unterentwickelt und der König
steht halt sehr offen. Arie kommt jedoch zunehmend in Zeitnot und findet
keinen Weg, dem König entscheidend beizukommen. Nach Damentausch gelingt
unserem Mann durch eine kleine Taktik sogar der Gewinn einer Figur. Der
Gegner räumt aber alle Bauern ab und Keno hat Turm, Springer und Läufer
gegen Turm und Springer - ohne Bauern, wie gesagt. Jedoch steht nun Aries
König äußerst gefährdet in einer Ecke, umgeben von
feindlichen Figuren. Der Fehntjer gibt auch noch den Springer ab, danach
folgt die Aufgabe. 3:3. Vom Gefühl her muß für Arie
mehr dringewesen sein, aber Gratulation an Keno für eine tolle, kämpferische
Leistung!
In den beiden verbleibenden
Partien sah es nun ganz gut für uns aus, zumindest die Verlustgefahr
in diesem Wettkampf schien für uns einmal gebannt zu sein. Ich hatte
an Brett 3 eine eher ruhige, positionelle Stellung auf dem Brett und tat
mich schwer, Druck zu machen. Der Versuch am Damenflügel erwies sich
auch als eher zweischneidig. Im frühen Mittelspiel hatte ich Remis
abgelehnt und versuchte es stattdessen mit einem Durchbruch im Zentrum.
Mein Gegner spielte korrekt und hatte zumindest Ausgleich. Er tauschte
die Damen, hätte jedoch nun zumindest die Türme noch behalten
sollen. So hatte ich ein besseres Leichtfigurenendspiel und widmete mich
wieder dem Damenflügel, wo ich eindringen konnte und nach Bauerngewinn
die Partie auch siegreich beenden konnte. 4:3.
Damit war der Kampf
gelaufen, denn anscheinend ging es bei Manfred Gosseling am verbliebenen
Brett 4 nur noch darum, ob er gewinnt, oder sein Gegner Thomas Gravemann
Remis halten kann. Manfred hatte eine scharfe Eröffnung gewählt,
aber Thomas gelang es, die Partie in ruhigen Fahrwassern zu halten. Sehr
schnell war man in einem Endspiel Turm + Springer, wobei Manfreds Turm
sich aber als deutlich aktiver erwies. Manfred gewann einen Bauern und
knetete die Partie langsam weiter in Richtung Gewinnzone. Thomas verteidigte
stur, und Manfred gelang nicht der entscheidende Durchbruch. Am Ende drohte
er sogar, nach 5,5 Stunden, nochmal in Zeitnot zu kommen, und man einigte
sich auf ein Remis. Auch hier war vom Gefühl her im Endspiel was "drin",
aber sei's drum! 4,5:3,5.
Wie wichtig dieser
Sieg war, zeigt sich daran, daß alle Abstiegskandidaten gepunktet
haben. Wir haben jetzt zwar vier Mannschaften hinter uns, aber bis auf
Aurich sind alle punktgleich und nur durch 1,5 Brettpunkte getrennt. Es
kann also von Durchatmen noch keine Rede sein. In vier Wochen wartet nun
der SK Wildeshausen zum nächsten Abstiegsspiel. Da wird es nochmal
nötig sein, zu punkten. Es kann sogar ganz schlimm kommen: Wenn es
zwei Absteiger aus der Verbandsliga geben sollte (und mit Bad Zwischenahn
und Varel sind zwei Teams aus unserem Bezirk gefährdet), so gibt es
in der Bezirksliga sogar drei Absteiger in dieser Saison. Es deutet also
alles auf ein heißes Saisonfinale hin.
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Matchstatistik -
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Unsere Fans konnten
nach dem heutigen Sieg nur mühsam zurückgehalten werden
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