In der vierten Runde
trafen wir auf einen Weggefährten aus alten Zeiten, den SC Aurich.
Der letzte Kampf gegen dieses Team ist schon sechs Jahre her, aber genauso
unvergessen wie das letzte Auswärtsspiel in Aurich vor fast zehn Jahren.
In beiden Fällen ging es für uns um den Aufstieg am jeweils letzten
Spieltag. 1999 brachte uns ein dramatisches 4:4 in die Bezirksliga, vor
sechs Jahren allerdings gewannen wir mit 4,5:3,5 um genau einen halben
Brettpunkt zu niedrig, was uns den Aufstieg in die Verbandsliga verwehrte.
Diesmal nun ging es für beide um etwas - Abstiegskampf war angesagt.
Wir konnten diesmal
fast mit Bestbesetzung spielen. Sehr wichtig war der Einsatz von Martin
Klinkenborg, welcher noch im letzten Spiel fehlte. Aurich trat nicht ganz
in Bestbesetzung an, hatte aber wie immer ein sehr ausgeglichenes und erfahrenes
Team am Start. Diese Mannschaft gehört eigentlich nicht auf den letzten
Platz der Tabelle. So waren wir heute zwar an allen Brettern von der Zahl
her besser besetzt, aber auch nur jeweils mit knappem DWZ-Vorsprung. Und
gegen Aurich war es schon immer eng: Mit einer Ausnahme konnte noch kein
Team im direkten Vergleich mehr als 4,5 Brettpunkte in einem Mannschaftskampf
einfahren. Heute wurde es höher, aber wir werden sehen, daß
das Ergebnis nichts darüber aussagt, wie knapp es wirklich war.
Es begann mit einem
Rückschlag: An Brett 8 saß heute unser erfahrenster Kämpfer,
Joest Wessels. Joest wollte eingangs des Mittelspiels die Damen tauschen,
übersah aber ein fieses Zwischenschach, was einen Läufer kostete.
Unser Mann kämpfte zwar noch weiter, aber sein Gegner brachte die
Partie souverän nach Hause. 0:1.
Ganz anders bei Manfred
Lennartz an Brett 6: In einer offenen, taktischen Stellung, die durch die
Schwerfiguren dominiert wurde, konnte Manfred einen Freibauern bilden.
Die Abwehr der unmittelbaren Gefahren gelang dem Auricher nach Investition
einiger Bedenkzeit, aber Manfred drang am Ende doch mit seiner Dame ein.
Der Freibauer machte das Rennen. 1:1.
Eine mit offenem Visier
geführte Partie gab es auch bei Heiko Lewin an Brett 7, obschon die
Stellung sich erst nach und nach öffnete. Das Leichtfigurenendspiel
mit komplizierter Bauernstruktur und knapper werdender Bedenkzeit mochten
sich beide Spieler dann doch nicht mehr antun, und man teilte den Punkt.
1,5:1,5.
Zu diesem Zeitpunkt
war die sonstige Lage wie folgt: Brett 1 (Edwin Lehmann) stand ganz ok,
die Bretter 2 (Martin) und 3 (ich) machten uns etwas Sorgen, vor allem
und immer mehr Brett 2. Brett 4 (Manfred Gosseling) hatte etwas Vorteil
und Brett 5 (Ludger Hülsmann) schien lange Zeit unklar, aber zumindest
nicht schlechter zu stehen. Also ein Verlustbrett (2). Wo sollte der Ausgleichstreffer
herkommen? Nicht von Brett 3. Vielleicht an 1 oder 4, und ob Brett 5 eine
Gewinnstellung bekommen konnte? Wir wären zu diesem Zeitpunkt wohl
mit einem 4:4 zufrieden gewesen.
Es folgte dann jedoch
ein eiskalter Doppelschlag ins Kontor der Auricher, welcher den Kampf zu
unseren Gunsten drehte. Edwin am Spitzenbrett hatte eine gute Stellung,
die er nach und nach verbesserte. Sein Gegner hatte den König in der
Mitte gelassen, um am Königsflügel aktiv zu werden, aber das
Spiel lief nur in eine Richtung. Edwins Druckstellung gipfelte dann im
Gewinn einer Leichtfigur, aber der Auricher erhielt noch zwei verbundene
Freibauern und machte Edwin, der in Zeitnot kam, das Leben sauer. Die Entscheidung
fiel, als der Auricher einen Turm einstampfte, aber die Stellung war für
Edwin auch sonst wohl sehr aussichtsreich. 2,5:1,5.
Das eigentliche Drama
aber spielte sich bei Martin ab: Unser "Zweier" hatte in einer für
ihn typischen Stellung einen Bauern gegeben, um aktives Spiel zu bekommen.
Dennoch war er nicht ganz zufrieden und verlor nach einem Versehen gar
noch eine ganze Figur obendrauf. Die Stellung war nun völlig verloren,
aber das Brett war noch voll und Martin setzte alles auf Taktik und spielte
auch auf die zunehmend dahinschmilzende Bedenkzeit seines Gegenübers.
Nach einem Zentrumsdurchbruch und der Bildung eines Freibauern brannten
schon die Warnlampen. In einer chaotischen Stellung war der Freibauer dann
der entscheidende Faktor, da Weiß ihn, wie gesagt in starker Zeitnot,
nur unter Materialverlust stoppen konnte. 3,5:1,5. Da hat unser
Mann nicht nur einen halben Punkt aus dem Feuer geholt.
Die Lage war nunmehr
eindeutig zu unseren Gunsten geklärt. Zunächst mal sicherte Manfred
an Brett 4 mit einem Remis schon mal einen Mannschaftspunkt. Manfred hatte
ganz angenehmes Spiel am Damenflügel, zudem konnte er auch die gegnerische
Rochade zunichte machten. Der Auricher hielt aber die Puppen zusammen und
tauschte nach und nach in ein Endspiel mit Springer gegen Läufer ab.
Hier fixierte Manfred dann korrekterweise das Remis. 4:2.
Die beiden verbliebenen
Bretter standen mittlerweile auch zu unseren Gunsten. Ludger Hülsmann
hatte schon seit längerer Zeit einen Mehrbauern, der auch frei war.
Aber sein Gegner verteidigte sich aktiv und die Stellung war nicht einfach.
Vermutlich übersah Ludger an einer Stelle Figurengewinn, aber er tauschte
in ein Schwerfigurenendspiel, nachher in ein einfaches Turmendspiel ab.
Der (entfernte) Freibauer war dort das Unterpfand von Ludgers Sieg. 5:2.
Am letzten verbliebenen
Brett konnte ich Edwin nun einmal demonstrieren, wie es ist, wenn die Mannschaft
noch eine Stunde lang auf einen Mann warten muß :-) Im Mittelspiel
stand ich etwas gedrückt, mein Gegner schaffte sich auch einen recht
weit vorgerückten Freibauern. Nach Damentausch wurde dieser aber zunehmend
zur Schwäche. Ich konnte den Bauern aufsammeln und knetete das einfache
Turmendspiel langsam zum Gewinn. 6:2.
Nach 5 1/2 Stunden
war also ein im Ergebnis sicher etwas zu hoher Mannschaftssieg herausgesprungen,
aber selbst wenn man Martins Punkt einmal abzieht, blieben ja immer noch
+2. Mit diesem Erfolg in einem mitreißenden Match kann Holthusen
nunmehr etwas entspannter in den Jahreswechsel gehen. Der Abstiegskampf
bleibt aber weiter Thema Nr. 1, wir hoffen, in dem ein oder anderen Wettkampf
im kommenden Jahr noch punkten zu können. Auch unseren Auricher Gastgebern
wünschen wir alles Gute für die "Rückrunde". Weiter geht
es erst in fünf Wochen mit einem Heimspiel gegen Vechta.
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Matchstatistik -
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Die Gentlemen
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