Mit gutem Beispiel
voran gingen wir mit unserer 1. Mannschaft in die neue Bezirksligasaison
- die anderen spielen erst nächste Woche. Dies, weil der Gegner aus
Lohne freundlicherweise bereit war, die erste Runde um eine Woche vorzuverlegen.
Der gleiche Auftaktgegner wie in der letzten Spielzeit, und wie im vergangenen
Jahr gab es eine Punkteteilung. Damals
war der Held noch Martin Klinkenborg gewesen, welcher als Einziger - bei
sechs Remisen - seine Partie gewann und das 4:4 sicherte. Diesmal wurde
Martin etwas zu einer unglücklichen Figur und andere mussten seine
Rolle übernehmen.
Mit einer arg geschwächten
Mannschaft machten wir uns auf die Reise, wobei zu befürchten ist,
daß es im weiteren Saisonverlauf wohl auch nicht mehr allzuviel besser
werden wird. Dennoch haben wir von vorne bis hinten eine konkurrenzfähige
Truppe, und der Klassenerhalt scheint mir auf jedenfall möglich zu
sein. Auch Lohne konnte heute nicht das gemäß Meldeliste beste
Team aufstellen, sodaß man beide Mannschaften als etwa gleich stark
einschätzen musste. Unsere bisherige Bilanz war leicht positiv: Vier
Siegen standen drei Niederlagen gegenüber, letztes Jahr gab es das
erste Unentschieden.
Der Kampf begann nach
knapp zwei Stunden mit einer für uns guten Meldung: Mein Gegner an
Brett 3 hatte einen frühen Königsangriff vom Stapel gelassen
und war am Königsflügel mit den Bauern nach vorne gestürmt,
verlor aber nach einem Tausch einen der weit vorgerückten Bauern.
Ich startete dann einen Gegenangriff am Damenflügel, wohin er rochiert
hatte und zog den feindlichen König ins Freie. Zunächst gewann
ich durch die folgenden Verwicklungen eine Qualität via Springergabel,
später sogar noch einen Springer bzw. - da er den Springer zurückschlug
- die Dame. 1:0.
Lange Zeit sah es nun
sehr gut für uns aus, an dem ein oder anderen Brett standen wir recht
aussichtsreich. Sicherlich waren auch zweischneidige Sachen zu sehen, aber
nach einem Verlustbrett musste man lange suchen. Scharf und zweischneidig
war Brett 8 mit Keno Lübsen. In einer vom Gegner unkonventionell gespielten
Eröffnung hatte Keno sicherlich gute Chancen, mit Schwarz schnell
auszugleichen. Er wählte eine Variante, in der er einen Bauern mitnehmen
konnte, dafür blieb sein König aber im Zentrum. Der Gegner machte
mächtig Druck am Damenflügel, aber Keno zeigte eine gute Leistung
und hielt lange alles zusammen. Es war letztlich schon ein Opfereinschlag
nötig, um unseren Spieler zu bezwingen, das Eindringen der gegenerischen
Schwerfiguren war danach nicht mehr zu verhindern. 1:1. Dennoch
eine Leistung, auf der man aufbauen kann.
Unglücklich und
unerwartet gab es dann einen Rückschlag an Brett 6. Heiko Lewin hatte
eine gute Stellung erreicht und mindestens Ausgleich mit Schwarz erzielt.
Am Königsflügel hatte er deutlichen Raumvorteil, sein Gegner
hatte dort zudem seinen eigenen Läufer ziemlich eingesperrt. Am Damenflügel
war der Gegner sicherlich aktiver, aber alles in allem stand Heiko wohl
kaum schlechter, er hoffte sogar auf ein besseres Endspiel. Allerdings
war Heiko in Zeitnot, und durch ein unglückliches Versehen fiel Heikos
Blättchen noch vor dem 40. Zug. 1:2. Dieser Rückstand
kam natürlich aus heiterem Himmel.
Immer noch konnten
wir aber auf etwas Zählbares hoffen. Bei Ludger Hülsmann an Brett
5 schien ein voller Punkt durchaus im Bereich des möglichen zu liegen.
Er hatte die gleiche Eröffnung wie ich auf dem Brett, aber wich an
einer bestimmten Stelle ab. Ich hatte mich entschieden, mit dem Läuferpaar
zu spielen, Ludger beließ dem Gegner das Läuferpaar, hatte dafür
aber mehr Zentrumskontrolle. Es war sehr interessant, die beiden Partieverläufe
zu vergleichen. Ludgers Spiel gefiel mir sehr gut und er hatte immer die
Kontrolle im Zentrum und am Damenflügel. Nur zum Ende hin war Ludger
selber nicht ganz zufrieden, denn er meinte, dort nicht genau gespielt
zu haben. Unser Mann musste einen Bauern abgeben, wonach er mit einem Dauerschach
das Remis forcierte. 1,5:2,5.
Eine spannende und
kämpferische Partie war auch an Brett 2 zu sehen. Edwin Lehmann war
mit seiner Eröffnungsbehandlung nicht zufrieden. Sein Gegner forcierte
schnell und opferte auf dem Feld f7 eine Figur gegen einen Bauern. Edwin
entschied sich, noch einen zweiten Bauern zu geben, um wenigstens seine
Entwicklung beenden zu können. Das gelang ihm auch ganz gut, seine
Königsstellung blieb aber etwas unsicher. Auf den ersten Blick sah
es verdächtig aus, aber es war wohl doch nicht so einfach, an Edwins
König heranzukommen. Unser Mann startete dann einen Gegenangriff mit
den Schwerfiguren, der schnell sehr stark wurde. Es war nun zunehmend die
schwache Grundreihe, die dem Gegner letztlich zum Verhängnis wurde,
während Edwin seinen eigenen König genau lange genug zu verstecken
wusste. 2,5:2,5. Ein enorm wichtiger Punkt zur rechten Zeit und
eine gute Leistung von Edwin nach einer schwierigen Eröffnungsphase.
Bei nunmehrigem Gleichstand
waren noch drei Partien zu spielen. Diese deuteten auf ein Gesamtunentschieden
hin. Einmal hatten wir uns veropfert und standen auf Verlust, ein Endspiel
stand schlechter, aber schien Remis zu halten zu sein, und eine Partie
wies ein günstiges Endspiel auf. Uns so kam es, wie es kommen musste.
Martin an Brett 1 hatte
eine Stellung mit einem typischen Isolani und etwas mehr Spiel im Zentrum
und am Königsflügel, während der Gegner sein Spiel wohl
am Damenflügel suchen musste. Schlechter stand unser Mann sicherlich
nicht, als er nach mehr strebte und mit einem Opfer einen Königsangriff
einleitete. Allerdings schlug dies nicht recht durch, Martin hatte auch
erhofft, mehr Material in der Variante als Kompensation zu bekommen, als
es dann tatsächlich der Fall war. Mit einem Springer gegen einen Bauern
auf der Minusseite war die Lage im sich abzeichnenden Endspiel hoffnungslos,
zudem war Martin in starker Zeitnot. Als der Gegner Damentausch forcieren
konnte, gab Martin auf. 2,5:3,5.
Eine kritische Partie
gab es an Brett 7 zu sehen. Michael Gardey schien lange Zeit einem Remis
entgegenzugehen, stand aber immer leicht schlechter wg. eines Doppelbauern
am Königsflügel. Die Stellung ging von einem Turmendspiel in
ein Bauernendspiel über, wonach es dem Gegner gelang, Michaels König
auszutempieren. Ein Bauer konnte zur Dame geführt werden, aber währenddessen
lief Michael mit seinem König in die gegnerische Stellung hinein und
fraß Bauern, wonach er selber zwei verbundene Freibauern hatte. Es
ist anzunehmen, daß die Stellung für die Damenseite gewonnen
war, aber wenn, dann war es auf des Messers Schneide, da der König
der Damenpartei weit vom Schuss stand. Michael holte schnell seine Bauern
nach vorne und der gegnerischen Dame blieb am Ende nichts als ein Dauerschach.
Das bestätigt auch im Nachhinein der Computer. 3:4. Eine fabelhafte,
kämpferische Leistung von Michael, der unbeirrt bis zum Letzten fightete.
Dies wurde belohnt, und das Remis ermöglichte es uns, in der letzten
Partie noch auf ein 4:4 zu kommen.
Die Aufgabe, etwas
Zählbares für Holthusen mitzunehmen, war genau nach dem Geschmack
von Manfred Gosseling an Brett 4. Der Eröffnungsteil war noch recht
unklar verlaufen. Manfred ließ einen Einschlag auf dem berühmten
- wohl eher berüchtigten - Feld f7 zu. In der Folge hatte Manfred
sicherlich das Problem, nicht mehr rochieren zu können und seine Entwicklung
zügig abzuschließen. Aber andererseits hatte er durch die Geschichte
einen Mehrbauern behaupten und die Stellung gut geschlossen halten können.
Angst um Manfreds König hatte man beim flüchtigen Betrachten
jedenfalls nicht. Manfred konnte die Damen tauschen, wonach er eigentlich
aus dem Gröbsten heraus war und zum Angriff übergehen konnte.
Durch eine nette Taktik mit einem finalen Springerabzug gewann Manfred
eine Qualität. Danach konnte er im Endspiel beginnen, einen Freibauern
umzuwandeln. Das war das 4:4. Konzentrierte Leistung von Manfred,
der sich nach einer scharfen Eröffnung nicht aus der Ruhe bringen
ließ und sein Ding durchzog.
Alles in allem kein
schlechter Auftakt. Man hat erstmal etwas Zählbares auf dem Konto,
was in dem zu erwartenden Abstiegskampf nicht so schlecht ist. Ob es nun
ein Punktgewinn oder -verlust ist, wird sich freilich erst am Saisonende
zeigen. Aber das Unentschieden heute geht insgesamt wohl auch in Ordnung.
Nächster Gegner in drei Wochen ist Ganderkesee.
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Matchstatistik -
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Eine schiedlich-friedliche
Punkteteilung.
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